Liebe Mitbürger*innen,
am 11. September 2022 wählt Münchhausen eine neue Verwaltungsspitze, mit Sandra Riehl oder Holger Siemon eine neue Bürgermeisterin oder einen neuen Bürgermeister, die oder der ab März 2023 für sechs Jahre gemeinsam mit den weiteren Mitgliedern des Gemeindevorstandes die Geschäfte der Gemeinde Münchhausen führen wird. Die Richtung der Gemeindepolitik gibt grundsätzlich die Gemeindevertretung vor, gleichwohl kann eine Bürgermeisterin/ein Bürgermeister eigene Vorstellungen und Ideen in die Debatte einbringen und so zum „Motor“ der Gemeindeentwicklung werden.
Beide Kandidierenden geben an, als unabhängige Bewerber/in anzutreten, allerdings wird der Wahlvorschlag von Sandra Riehl von der SPD getragen und Holger Siemon in seinem Bestreben von der CDU unterstützt.
Die UGL hat zur Wahl am 11. September keinen eigenen Vorschlag eingereicht und spricht sich auch nicht für eine der Bewerbungen aus. An insgesamt für uns entscheidenden elf Punkten wollen wir die Ziele der Kandidierenden jedoch prüfen. Die vorangestellten Themen der UGL zur Wasserversorgung der Gemeinde, die Entwicklung des Gewerbegebiets zwischen Münchhausen und Wollmar, der Umgang mit erneuerbaren Energien sowie die interkommunale Zusammenarbeit wurden im Rahmen des Wahlforums der Oberhessischen Presse am 30. August 2022 in der Burgwaldhalle Münchhausen erörtert.
Die Punkte im Einzelnen:
Gemeindeverwaltung
Hier möchte Holger Siemon für eine bürgernahe und -freundliche, darüber hinaus effektivere Verwaltung sorgen und bringt insoweit flexiblere Öffnungszeiten und Terminvergaben ebenso ins Gespräch wie Abendsprechstunden. Ferner möchte er ein Online Beschwerde- und Informationsmanagement einrichten.
Sandra Riehl hingegen setzt auf ein gutes und wertschätzendes Arbeitsklima und möchte als bisher nicht in der Gemeindeverwaltung Münchhausen Tätige mit einem neuen Blick für frischen Wind sorgen. Dabei setzt sie auch auf die Zusammenarbeit mit den anderen Nordkreiskommunen.
Interkommunale Zusammenarbeit (IKZ)
Hier interessierte die UGL die generelle Einstellung der Kandidierenden zur IKZ. Ferner die Frage, in welchen Bereichen, in welcher Form und mit welchen Kommunen Sandra Riehl und Holger Siemon die IKZ fortführen oder ausbauen möchten. Erwartungsgemäß sind beide an der weiteren IKZ interessiert und verweisen auf die bestehende Zusammenarbeit mit den Städten und Gemeinden Wetter, Lahntal, Battenberg und Burgwald in den Bereichen Ordnungsamt, Kinderbetreuung, IT und Gewerbegebiet. Sandra Riehl sieht ein weiteres Potenzial für IKZ beim Thema Tourismus, Holger Siemon bei der Zusammenarbeit mit den Bauhöfen der Nachbarkommunen.
Wasserversorgung
Beide Kandidierenden sagen nein zum Anschluss an den Wasserverband ZMW und möchten die Eigenversorgung aus den bestehenden Quellen absichern. Sowohl auf die Hauptversorgung durch die Oberflächenquelle in Simtshausen als auch auf die mögliche Notversorgung aus dem Tiefbrunnen in Münchhausen legen Sandra Riehl und Holger Siemon ein Hauptaugenmerk.
Hochwasserschutz
Hier spricht sich Sandra Riehl allgemein dafür aus, Maßnahmen zu ergreifen, die die Schäden von Starkregenereignissen reduzieren.
Konkreter wird Holger Siemon, der die Renaturierung von Gewässern und die Anlage einfacher Feldspeicher zur Regenrückhaltung befürwortet, also offenbar die Maßnahmen fortsetzen möchte, die die Gemeinde Münchhausen auch in der Vergangenheit schon verfolgt hat.
Mobilität
Bei diesem Thema setzen die Kandidierenden teilweise unterschiedliche Akzente. Beide verweisen auf den bestehenden ÖPNV und wollen das Radwegenetz verbessern, Holger Siemon denkt bei letzterem im Zuge des neuen Gewerbegebiets auch an eine Verbindung zwischen Wollmar und Ernsthausen, also über die eigene Gemeinde hinaus. Daneben möchte er die Elektromobilität durch Lademöglichkeiten in allen Ortsteilen stärken.
Sandra Riehl hat dagegen mehr die Verkehrsvermeidung im Blick, indem sie Pendler zusammenbringen – und somit Fahrgemeinschaften ermöglichen – will. Ferner möchte sie Car-Sharing-Angebote schaffen.
Das Thema Bürgerbus wird von Sandra Riehl als Möglichkeit und Service für die Bürger*innen gesehen. Holger Siemon verweist auf den ÖVPN-Busverkehr, der bereits Mobilität schafft. Für einen Bürgerbus-Angebot sieht er Schwierigkeiten darin, genügend ehrenamtliche Fahrer*innen zu finden. Holger Siemon kann sich allerdings vorstellen, das Nahversorgungsangebot vor Ort in jedem Ortsteil weiter auf- bzw. auszubauen, um so Einkaufsfahrten entbehrlich zu machen.
Nahversorgung/Dienstleistungen
Hier sind die Ziele beider Kandidierenden nahezu gleich. Beide möchten die Lebensmittelversorgung/die Versorgung mit den Dingen des täglichen Bedarfs vor Ort sicherstellen, dazu regionale Anbieter stärken und ggf. einen Markt einführen.
B 252 neu und die Folgen
Zu diesem Punkt äußert sich Sandra Riehl bis auf die Aussage, dass die Umgestaltung der Ortsdurchfahrten auf die Wohnqualität eine deutliche Verbesserung erfährt, nicht konkret.
Holger Siemon verweist allgemein darauf, dass der dörfliche Charakter der Ortsdurchfahrten von Münchhausen und Simtshausen auf der alten Trasse wieder hergestellt werden soll und diese auch als zusätzlicher Radweg zur Verfügung steht. Im Rahmen seiner Informationsveranstaltungen hat Holger Siemon auf die im Rahmen des IKEK bereits geplanten Maßnahmen hingewiesen und mögliche Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung dargestellt.
Jugendarbeit
In diesem Punkt verweisen beide auf die bestehenden Angebote der örtlichen Vereine. Darüber hinaus möchte Sandra Riehl für alle Altersgruppen Betreuungs-, Freizeit- und Kulturangebote sicherstellen. Holger Siemon möchte konkret die Ferienspiele um Zeltfreizeiten ergänzen und die Jugendclubs weiterentwickeln.
Erneuerbare Energien
Holger Siemon steht zum Bau der sechs in Planung befindlichen Windkraftanlagen, schließt aber derzeit weitere Stellplätze auf Gemeindegrund in dem vom Land Hessen ausgewiesenen Windvorranggebiet nahe Oberasphe aus. Der Ausbau von Photovoltaik-Anlagen bei kommunalen Gebäuden, sowie die Unterstützung bei der Installation von entsprechenden Anlagen auf Dächern von Gebäuden im privaten Eigentum oder auf landwirtschaftlichen Wiesen und auch die Entwicklung von Nahwärme Konzepten in Ortsteilen über Biogasanlagen sind für ihn gut vorstellbar.
Sandra Riehl möchte eine alternative Energieinfrastruktur orientiert am integrierten Klimaschutzplan des Landes Hessen aufbauen. Dazu gehören ein Energiemix von Angeboten zu Photovoltaik, Nahwärme-Konzepte, genossenschaftliches Handeln, aber vor allem Beratungsangebote an Hauseigentümer*innen und das Augenmerk auf Liegenschaften der Gemeinde. Sie betont, dass beim Aufbau einer neuen Energieinfrastruktur die Bürger*innen mitgenommen werden müssen und Entscheidungswege aufgezeigt werden sollten.
Gewerbegebiet
Zu diesem Punkt hatte die UGL gefragt, wie die Kandidierenden Klimaschutz und Nachhaltigkeit im Gewerbegebiet verwirklichen wollen und welche Auflagen hierzu im Bebauungsplan gemacht werden sollen. Die Antworten von Sandra Riehl und Holger Siemon sind dabei sehr ähnlich. Beide sprechen sich für Regenwassernutzung und für die Umsetzung von Maßnahmen aus, die das Regenwasser im Übrigen im Gewerbegebiet halten, z. B. durch die Schaffung von Versickerungsflächen, Eingrünung, Dachbegrünung, Fassadengrün usw. Eine wichtige Rolle spielen auch die Verpflichtung der Gewerbetreibenden zur Errichtung von Photovoltaik- und/oder Solarthermieanlagen.
Sandra Riehl weist in diesem Zusammenhang ferner auf die mögliche Zertifizierung durch die Deutsche Gesellschaft für nachhaltiges Bauen hin, möchte die Flächenversiegelung durch die zu errichtenden Straßen minimieren und die Aufnahme des Gewerbegebiets in das Programm zur Modellregion Wasserstoff prüfen. Holger Siemon spricht von einem „grünen Gewerbegebiet“, wobei jedoch die umzusetzenden Maßnahmen auch wirtschaftlich sein müssten. Beide sprechen sich für die Ansiedelung von Gewerbe aus, das möglichst viele Arbeitsplätze schafft. Holger Siemon ist eine breite Streuung der im Gewerbegebiet vertretenen Branchen sowie die Berücksichtigung „nachhaltiger Betriebe“ wichtig.
Tourismus
Hier verweist Holger Siemon ebenfalls auf die bereits beim Punkt Mobilität aufgeführten Ziele der Verbesserung des ÖPNV-Anschlusses, des Radwegenetzes und der Elektromobilität. Ferner regt er die Schaffung von Stellplätzen für Wohnmobile und Wohnwagen an, ebenso Angebote für Wanderinnen und Wanderer.
Sandra Riehl hingegen setzt auf sanften Naherholungstourismus mit Tiny-Angeboten, naturnahen Attraktionen unter Einbeziehung auch der landwirtschaftlichen Betriebe, ferner auf eine Stärkung der örtlichen Gastronomie.
Fazit:
Insgesamt ist bisher festzustellen, dass sich Holger Siemon aufgrund seiner Tätigkeit als Leiter des Bauamts der Gemeinde Münchhausen in den bestehenden örtlichen Gegebenheiten besser auskennt, alles andere wäre allerdings auch verwunderlich.
Sandra Riehl bringt als Bauamtsleiterin in der Gemeinde Lahntal ebenfalls viel Erfahrung und Verantwortung in kommunaler Tätigkeit mit.
Letztlich liegen beide Kandidierenden bei den dargestellten Themen inhaltlich nicht weit auseinander und die UGL kann sich insoweit sowohl mit Sandra Riehl als auch mit Holger Siemon eine gute Zusammenarbeit vorstellen.